A K T U E L L E S
Z A H N A E R Z T E K A M M E R . A T
ÖZZ Ausgabe 4/2025
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W I S S E N S C H A F T L I C H E F O R T B I L D U N G
Z u m H e r a u s n e h m e n u n d S a mm e l n
Patient:innen mit aktiven Herpesläsionen sollten nur unter er-
höhten Schutzmaßnahmen behandelt werden. Bei Verdacht auf
Tuberkulose ist eine strikte Aerosolkontrolle notwendig, das
Personal sollte FFP2-Masken tragen, und der Patient gegebe-
nenfalls an spezialisierte Einrichtungen überwiesen werden. In
Pandemiesituationenwie COVID-19 oder Influenza-Ausbrüchen
haben sich zusätzliche Praxismaßnahmenwie zeitlich gestaffelte
Termine, Telekonsultationen, verstärkte Lüftungszyklen und der
Einsatz mobiler Luftfilter als wirksam erwiesen.
Fallstudien zeigen, dass dokumentierte Übertragungen von HIV,
HBVoderHCV in zahnärztlichen Praxen äußerst selten sind, wenn
Standardhygienemaßnahmen konsequent umgesetzt werden.
Dennoch bleibt die sorgfältige Vorbereitung auf Notfälle und die
konsequente Umsetzung aller Schutzmaßnahmen unerlässlich,
um selbst in außergewöhnlichen Situationen die Sicherheit aller
Beteiligten zu gewährleisten.
Zukunftsperspektiven
Die Digitalisierung eröffnet neueMöglichkeiten in der Infektions-
prävention. Hygienedokumentation kann heute über Apps oder
spezialisierte Software erfolgen, die Sterilisationsprozesse über-
wachen und auditierbar machen. Automatisierte Sterilisations-
und Überwachungssysteme erhöhen die Sicherheit, entlasten
das Praxispersonal und reduzieren die Fehlerquote.
Zukünftige Forschung konzentriert sich auf antimikrobielle
Oberflächen, neue Impfstoffe und antivirale Materialien, die
das Risiko von Infektionen weiter minimieren können. Gleich-
zeitig müssen Zahnärzt:innen auf die Antizipation neuer Re-
sistenzen, Zoonosen und die Auswirkungen der Globalisierung
Literatur beim Autor
Korrespondenz
Dr. Peter Reichenbach
Zaunergasse 16/7
A-1030 Wien
Eine Literaturliste ist auf Anfrage erhältlich.
vorbereitet sein. Vernetzte Praxismanagementsysteme, Tele-
medizin und digitale Patientenakten bieten die Möglichkeit,
Infektionsrisiken noch präziser zu überwachen, Risikopati-
ent:innen gezielt zu identifizieren und präventiveMaßnahmen
individuell anzupassen.
Darüber hinaus wird die Weiterentwicklung aerosolreduzie-
render Instrumente, der Einsatz innovativer Luftfiltertechno-
logien sowie die Forschung an antimikrobiellen Beschichtun-
gen auf Instrumenten und Oberflächen die Sicherheit in der
Zahnmedizin in den kommenden Jahren weiter erhöhen. Auch
die Integration künstlicher Intelligenz zur Analyse epidemio-
logischer Daten könnte zukünftig helfen, Risikofaktoren früh-
zeitig zu erkennen und das Praxismanagement entsprechend
zu optimieren.
Schlussfolgerung
Die konsequente Umsetzung von Standardhygiene ist das zen-
trale Element für die sichere Behandlung aller Patient:innen in
der zahnärztlichen Praxis. Hepatitis B stellt aufgrund der hohen
Übertragungsrate das größte Risiko dar, weshalb die Impfung
für alle Mitarbeitenden obligatorisch ist. Hepatitis C wird über
Blutkontakte übertragen, eine Impfung ist jedoch nicht verfüg-
bar, sodass die Einhaltung hygienischer Maßnahmen besonders
kritisch ist. HIV-Infektionen unterTherapie bergen ein sehr gerin-
ges Übertragungsrisiko, dennoch erfordern immunsupprimierte
Patient:innen besondere Vorsicht.
Neben technischenMaßnahmen sind rechtliche Vorgaben, sorg-
fältige Dokumentation, kontinuierliche Schulungen des Teams
und ein respektvoller Umgang mit Patient:innen essenziell. Die
Kombination auswissenschaftlich fundierten Hygienestandards,
technischer Innovation, Digitalisierung und professionellerTeam-
kommunikation erhöht die Sicherheit in der Praxis sowohl für
Patient:innen als auch für das Personal erheblich. Nur durch die
konsequente Umsetzung aller Maßnahmen kann ein langfristig
sicheres, effizientes und patientenorientiertes Arbeiten gewähr-
leistet werden, das den Herausforderungen aktueller und zu-
künftiger Infektionskrankheiten gerecht wird.
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