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Z A H N A E R Z T E K A M M E R . A T

ÖZZ Ausgabe 1/2025

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Kofferdam: Die Behandlung eines perforierten Zahns muss

zwingend unter Kofferdam durchgeführt werden. Nur so lässt

sich eine keimfreie Arbeitssituation schaffen und vorhersagbar

ein bakteriendichter Verschluss erreichen.

Kalziumsilikat-Zemente: Seit der Einführung von MTA Ende

der 1990er-Jahre und denWeiterentwicklungen der letzten Jah-

re sind mit den hydraulischen Kalziumsilikat(CaSi)-Zementen

langjährig bewährte Materialien zur Perforationsdeckung ver-

fügbar. Diese bieten viele Vorteile (unempfindlich gegenüber

Feuchtigkeit oder Blutkontamination; dimensionsstabil; leichte

Expansion während der Aushärtung; dauerhaft unlöslich; anti-

bakterielle Eigenschaften aufgrund des hohen pH-Werts wäh-

rend derAbbindephase). Nachteile des klassischenMTA sind die

schwierige Applikation und das Risiko von Verfärbungen beim

Einsatz im zervikalen Bereich an Frontzähnen. Bei weiterentwi-

ckelten CaSi-Zementen (Biokeramiken) ist dieses Risiko geringer,

jedochwegenmöglicher Einblutung ins Material trotzdemnoch

gegeben. In den folgenden beispielhaft dargestellten Fallbehand-

lungen wurde primär MTA eingesetzt; die beschriebenen Tech-

niken lassen sich jedoch grundsätzlich auf alle hydraulischen

CaSi-Zemente übertragen.

Applikationsinstrument: Um hydraulische CaSi-Zemente vor-

hersagbar in verschiedene Bereiche der Kanalsysteme einbrin-

gen zu können, ist eine Applikationshilfe zwingend notwendig.

Für die Applikation von MTA hat sich die sogenannte MTA-Gun

(Micro Apical Placement MAP System) gut bewährt. Hierfür

stehen flexible Ansätze zur Verfügung, die in alle Richtungen

gebogen werden können und eine kontrollierte Positionierung

des Materials auch im mittleren und im apikalen Wurzeldrittel

ermöglichen.

Plugger: Die Adaptation des Materials in den Defekt lässt sich

vorsichtig mithilfe von Hand-Pluggern durchführen. Alternativ

kannMTA auch sehr gut mithilfe abgeschnittener steriler Papier-

spitzen adaptiert werden. Der Vorteil ist, dass die Papierspitze

dem Material Feuchtigkeit entzieht und es dadurch leichter an

der gewünschten Position gehaltenwerden kann. Grundsätzlich

ist bei frischen Perforationen für die Applikation von MTA kein

Druck notwendig; das weiche Material kann direkt auf das an-

grenzende Gewebe bzw. Knochen aufgebracht werden. Im Fall

von älteren Perforationen mit einer angrenzenden Entzündung

fehlt einWiderlager, und ein direkter Perforationsverschluss ist

nicht wie bei frischen Perforationen möglich. Zur Lösung gibt

es in diesen Fällen zwei Möglichkeiten: Bei der modifizierten

Matrixtechnik wird ein Widerlager mithilfe von Kollagen her-

gestellt. Alternativ kann die Heilung des Defekts abgewartet

und die Läsion verzögert versorgt werden (zum Beispiel nach

zwei Monaten).

Kollagen: Der Perforationsverschluss hat zumZiel, die ursprüng-

liche Wurzelkontur wiederherzustellen. Bei infizierten Perfora-

tionen mit Osteolyse des Knochens ist jenseits des Defekts kein

Gewebe vorhanden, gegen das das Verschlussmaterial aufgebracht

werden kann. Für die Aufbringung von MTA hat sich der Einsatz

von Kollagenschwämmchen zum Auffüllen des Defekts gut be-

währt (Abb. 10).

Verschlusstechniken

Im Folgenden werden die Behandlungstechniken zum Einsatz

der beschriebenenMaterialien vorgestellt, diese unterscheiden

sich je nach Ausgangssituation.

Frische Perforationen: Eine Perforation sollte – wie oben auf-

geführt – imbesten Fall schnellstmöglich versorgt werden. Kann

ein Defekt nicht direkt verschlossen werden (zum Beispiel da

der Verschluss die weitere Wurzelkanalbehandlung behindern

würde), ist das umgebende Gewebe bzw. der Knochen den gewe-

beauflösenden Spülflüssigkeiten ausgesetzt, was jedoch unter

manchen Umständen nicht zu verhindern ist. Bei frischen Per-

forationen ist das angrenzende Gewebe nicht entzündet, daher

kommt es meist nicht zu ausgeprägten Blutungen. Dies ist die

ideale Voraussetzung für einen dichten Perforationsverschluss.

Sollte doch eine Blutstillung erforderlich sein, empfiehlt sich

isotonische Kochsalz- oder niedrigprozentige Natriumhypo-

chloritlösung. Nicht angewendet werden sollte Eisensulfat oder

Aluminiumchlorid, da dieseMaterialien dieWundheilung stören

und das Gewebe schädigen können. Auch bei einer frisch ver-

ursachten Perforation sollte der Defekt kurzzeitig mit niedrig-

prozentigem Hypochlorit desinfiziert werden.

Der optimale Zeitpunkt für den Verschluss einer frischen Perfo-

ration lässt sich nicht pauschal festlegen, sondern ist von den

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