Table of Contents Table of Contents
Previous Page  17 / 74 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 17 / 74 Next Page
Page Background

Z A H N A E R Z T E K A M M E R . A T

17

ÖZZ Ausgabe 3/2025

C O V E R S T O R Y

ÖZZ: Seit wann sind Sie als niedergelassener Zahnarzt tätig und

warum haben Sie sich für die Niederlassung sowie die Speziali-

sierung auf Kieferorthopädie entschieden?

DDr. Erwin Strasser:

Ich bin seit Juli 2000 als niedergelassener

Zahnarzt und seit 2015 mit einem KFO-Kassenvertrag tätig. Die

Entscheidung für diesen Weg fiel damals aus einem klaren re-

gionalen Bedarf heraus: Im gesamten Innviertel – also in Ried,

Braunau und Schärding – gab es keine ortsansässige kieferortho-

pädische Versorgung. In Ried war lediglich ein Kieferorthopäde

an zwei Tagen pro Woche tätig. Um diese Versorgungslücke zu

schließen, habe ich mich entschieden, mich dauerhaft nieder-

zulassen und den Schwerpunkt auf Kieferorthopädie zu legen.

ÖZZ: Dr. Letsch, seit wann arbeiten Sie als niedergelassener

Zahnarzt?

Dr. Christoph Letsch

: Ich arbeite seit knapp 14 Jahren als nieder-

gelassener Kassenzahnarzt undwar in den Jahren zwischen 2011

und 2017 auch im AKH Linz, Abteilung für Mund-, Kiefer- und

Gesichtschirurgie und imGKK-Zahngesundheitszentrum in Linz

tätig. Ab Oktober 2017 war ich bis zur Übernahme des Kassen-

vertrages im April 2020 Jobsharingpartner meines Vaters. Die

Entscheidung für die Niederlassung fiel nicht zuletzt aufgrund

des selbständigen Arbeitens, der Eigenverantwortung, der bes-

seren Gestaltungsmöglichkeiten in Bezug auf das Personal, der

räumlichen Situation in derOrdination, derMaterialverwendung,

diverser organisatorischer Belange und vor allemauch aufgrund

der Freizeitgestaltung. Worüber ich mich als niedergelassener

Zahnarzt besonders freue, ist die großeWertschätzung, dieman

vonseiten der Bevölkerung erfährt, und den Kontakt mit jahre-

lang treuen Patient:innen.

ÖZZ: Warum haben Sie sich dazu entschlossen, Jobsharingpart-

ner:innen zu beschäftigen?

Strasser

: Das Jobsharing-Modell

bietet aus meiner Sicht wesentliche

Vorteile für alle Beteiligten. Für die

Patient:innen bedeutet es Kontinuität

– siewerdenweiterhin amgewohnten

Ort betreut, kennen die Ordination,

die Abläufe und profitieren von der

nahtlosen Dokumentation ihrer Be-

handlungen. Besonders im ländlichen

Raum ist es entscheidend, lange An-

fahrtswege zu vermeiden. Auch für das Ordinationsteam bringt

dieses Modell ein hohes Maß an Stabilität. Die Assistent:innen

behalten ihren Arbeitsplatz in einem vertrauten Umfeld und

das eingespielte Team bleibt erhalten. Dem Seniorpartner er-

möglicht Jobsharing eine schrittweise Reduktion derArbeitszeit

bis zu seinem vollständigen Ausscheiden. Gleichzeitig kann der

Juniorpartner langsam in seine Rolle hineinwachsen, praktische

Erfahrungen sammeln und sich fachlichweiterentwickeln, ohne

sofort in voller Verantwortung stehen zumüssen. Theoretisches

Wissen – etwa aus Seminaren, Webinaren oder dem Master-

Studium für KFO – kann direkt unter Anleitung in die Praxis

umgesetzt werden. Ganz nach dem Grundsatz: „Don’t tell me

– show me.“

Letsch

: Mein Hauptbeweggrund war, dass ich gerne in einem

Team arbeite, in das jeder seine Stärken einbringen kann. In

dieser Hinsicht bietet das Jobsharing-Modell zahlreiche Vor-

teile wie etwa das Diskutieren von Fällen, um die optimale Be-

handlung zu finden. Außerdem lassen sich Behandlungszeiten

wesentlich besser ein- und verteilen, sodass die eigenen An-

wesenheit nicht immer erforderlich ist, gleichzeitig aber die

Versorgung der Bevölkerung erhalten bleibt.

ÖZZ: Welche Vorteile sehen Sie im gemeinsamen Arbeiten?

Strasser

: Die vorhin genannten Punkte verdeutlichen die Vor-

teile: Kontinuität in der Patientenversorgung, stabileTeamstruk-

turen, sanfter Übergang für den Seniorpartner sowie gezielte

Förderung des Juniorpartners in einem sicheren Umfeld.

Letsch

: Neben dem fachlichen Austausch sehe ich vor allem

hinsichtlich des Ordinationsmanagementswesentliche Vorteile:

Die Anwesenheit mehrere Zahnärzt:innen ermöglicht einerseits

dieAusweitung derOrdinationszeiten, waswiederumder Bevöl-

kerung zugutekommt, andererseits ist man auch beim eigenen

Urlaub flexibler undmuss sich auch imKrankheitsfall keine Sorge

machen, dass Patient:innen unversorgt bleiben.

ÖZZ: Wie darf man sich das gemeinsame Arbeiten konkret vor-

stellen?

Strasser

: Idealerweise beginnt der Juniorpartner parallel zum

Einstieg ins Jobsharing mit einer fundierten theoretischen Aus-

bildung. So kann das erworbeneWissen unmittelbar in der Praxis

angewendet werden. Wichtig ist, dass der Seniorpartner aus-

reichend Raum zur praktischen Umsetzung lässt, sein Erfah-

rungswissen weitergibt und gezielt auf mögliche Stolpersteine

hinweist. Gegenseitiges Vertrauen

und eine offene Kommunikation bil-

den dabei die Basis für eine gelungene

Zusammenarbeit.

Letsch

: Ganz vereinfacht gibt esTage,

an denen gemeinsamgearbeitet wird,

und Tage, wo entweder die Jobsha-

ring-Partnerin oder ich allein arbei-

ten. Wir haben jeweils einen eigenen

Kalender für die Terminpatient:innen

DDr. Erwin Strasser

© privat

© privat

Dr. Christoph Letsch

© LightFieldStudios/istockphoto.com